Die Ausschreibung für die Sanierungsmaßnahme wurde bereits im Januar 2015 veröffentlicht. LEONHARD WEISS wurde am 16. Juni 2015 für die Bauarbeiten an der Schnellfahrstrecke Stuttgart-Mannheim beauftragt. Der Gleisbau Göppingen/München mit Unterstützung durch den Gleisbau Satteldorf/Nürnberg plante die Arbeiten und führte sie aus. Der Großauftrag enthielt die Erneuerung von insgesamt 30 Weichen, 6 Schienenauszügen, 3 km maschinelle Bettungsreinigung und Gleiserneuerung.
Sperrzustand 1: Vollsperrung von Vaihingen bis Kraichtal, Erneuerung von 14 Weichen
Sperrzustand 2: Teil- und Vollsperrungen von Üst Glems bis Vaihingen/Enz, Erneuerung von 6 Weichen, 6 Schienenauszügen
und 3 km Gleis
Sperrzustand 3: Vollsperrung des Nebenwegtunnels, Erneuerung von 4 Weichen
Die umfangreiche und außergewöhnliche Baumaßnahme wurde in kürzester Zeit erfolgreich durch das Baustellenteam um die Oberbauleiter Josef Haile und Oliver Stern mit den Bauleitern Matthias Hartmann, Steffen Waibel und Edgar Baumann, den Kalkulatoren Rainer Lenz und Florian Stingl, Vertragsmanager Seckin Balci und den Arbeitsvorbereitern Markus Fuhrmann, Andy Parschau und Thomas Schmelcher sowie den Vermessern Heike Welz und Kurz Wuckelt abgewickelt. Für die Logistik der Baustelle waren Detlef Heink, Thomas Theuerl und Niklas Schwilk zuständig. Die Abrechnung erfolgte durch Thomas Zabojszcz.
Nach der ausführlichen Arbeitsvorbereitung mit zahlreichen Besprechungen der beteiligten Gleisbaubereiche, dem Ressort Technik und dem Bereich Oberbauschweißen, stand der minutengenaue Bauzeitenplan fest. Zu den größten Schwierigkeiten zählte hier die ständige Befahrbarkeit eines Gleises, da auf dieser Baustelle alles durch unsere Baulogistik per Bahnwagen geliefert werden musste. Hierfür wurde ein Betriebsablaufplan erstellt, der jede einzelne Logistikfahrt berücksichtigte. Nur mit Hilfe eines solchen Plans kann ein reibungsloser Einsatz von Kran, Stopfmaschine, Arbeitszug und der Vielzahl an Zweiwegebaggern gewährleistet werden. Zu guter Letzt wurden die Kolonnen von Gleisbau Göppingen/München und Gleisbau Satteldorf/Nürnberg für die einzelnen Bauabschnitte eingeplant. Da sich 14 Weichen in einem Tunnel befanden, war für diese Arbeiten ein Belüftungskonzept zu entwickeln und umzusetzen.
Nachdem die Arbeitsvorbereitung abgeschlossen war, erreichte uns am 23. Juli 2015 die Nachricht, dass im Weichenwerk Witten die Produktionshalle brennt. In diesem Moment war uns noch nicht bewusst, welche Auswirkungen dieser Brand für uns auf unserer Baustelle haben würde. Eine Woche später wurden wir zu einer Krisenbesprechung bei der DB Netz AG in Karlsruhe eingeladen. Wichtig zu wissen ist, dass bei DB Netz AG Baustellen die Oberbaustoffe, wie beispielsweise Schotter, Schwellen, Schienen sowie Weichen vom Auftraggeber beigestellt werden. So wurde uns in dieser Besprechung mitgeteilt, dass insgesamt acht Weichen und sechs Schienenauszüge nicht rechtzeitig gefertigt werden können. Durch den Brand und die Neuordnung der Liefertermine von Weichen wurde das Gesamtkonzept enorm durcheinander gewirbelt. So mussten wir einen neuen Bauzeitenplan erstellen, der die ausgefallenen Leistungen berücksichtigte. Nachdem die Neuplanung abgeschlossen war, konnten die ersten Arbeiten am 17. August 2015 beginnen.
Der erste Sperrzustand beinhaltete die Erneuerung von 14 Weichen. Hierfür wurde der Abschnitt zwischen Vaihingen/Enz und Kraichtal für 336 Stunden komplett gesperrt. In dieser Zeit hatten die Kolonnen des Gleisbaus rund um die Uhr zu tun, um die 14 Weichen, davon vier außergewöhnliche Weichen der Oberbauform EW 60 – 2500 mit jeweils 30 Tonnen Eigengewicht, sowie rund 8.000 Tonnen Altschotter auszutauschen. Dies war nur mit dem intensiven Einsatz unserer Maschinisten möglich, die mit sieben Zweiwegebaggern und einer Laderaupe ihre Schlagkräftigkeit unter Beweis stellten. Aber auch die Kollegen der Gleisbautechnik verrichteten routiniert ihre Arbeit und transportierten die vormontierten Weichen mit dem Gleisbaukran KRC 1200 präzise zu den geplanten Einbauorten. Nach der professionellen Montage und Verlegung durch unsere Gleisbauer konnten die Spezialisten der Stopfmaschine die Weichen in Höhe und Richtung ausrichten. Nachdem die Weichen wieder millimetergenau an Ort und Stelle lagen, rückten unsere Oberbauschweißer an, um insgesamt 274 Schienenstöße miteinander zu verschweißen.
Im zweiten Sperrzustand wurden in 216 Stunden Vollsperrung im Marksteintunnel in Vaihingen/Enz sechs 1200er Weichen erneuert. Im Vorlauf wurde auf der Enztalbrücke, während einer halbseitigen Streckensperrung, auf 3 km Länge der Schotter maschinell gereinigt, aufgearbeitet und ergänzt. Unser Umbauzug UM 2 „Schwobapfeil“ wechselte während der anschließenden Vollsperrung die 3 km Gleis aus. Für den Weichenumbau in Vaihingen wurden vier vormontierte Weichen mittels Bahnwagen von der Montagefläche in Kraichtal nach Vaihingen zum Einbauort transportiert. Weitere zwei Weichen wurden in Großteilen ausgebaut, da hier der Untergrund mit PSS verbessert werden musste. Danach wurden die alten Weichen wieder eingebaut, da die neu bestellten Weichen dem Brand in Witten zum Opfer gefallen waren.
Beim dritten Sperrzustand wurden im Nebenwegtunnel auf der Strecke von Vaihingen/Enz nach Bietigheim-Bissingen vier Weichen mit der Größe 760 gewechselt. Dies fand an zwei Wochenenden mit jeweils 56 Stunden Sperrpause statt. Hier die Besonderheit, dass die Weichen ineinander verschachtelt waren. Somit musste jeweils ein Weichenpaar zusammenhängend umgebaut werden. Dies erschwerte die Logistik, da während diesem Umbauverfahren kein Gleis durchgängig befahrbar war.
Am 12. Oktober 2015 wurde durch die DB Netz AG zum Pressetermin auf der Enztalbrücke eingeladen, um über die Fortschritte der Baumaßnahme in der Öffentlichkeit zu berichten. Zu diesem Pressetermin kamen unter anderem Dr. Roland Bosch, Vorstand Produktion der DB Netz AG, unser Geschäftsführer Gleisinfrastrukturbau Marcus Herwarth, unser Technischer Leiter Gleisbau Xaver Eiglmaier und Bereichsleiter Jochen Wittlinger. Hierbei wurde über den Stand der Baumaßnahme berichtet und anschließend die Baustelle mit unserem Umbauzug 2 „Schwobapfeil“ besichtigt. Die Führung der DB Netz AG konnte mit Überzeugung und einem guten Gewissen über die Stärke von LEONHARD WEISS von der Baustelle wieder abreisen. Da sind Profis am Werk! Im November 2015 konnte die Nutzung nach der mangelfreien Abnahme termingetreu der DB Netz AG übergeben werden. Nach der vorgeschriebenen Belastung der Weichen konnten diese im Zeitraum von 1. Dezember 2015 bis 31. Januar 2016 in einzelnen Nachtschichten durchgestopft und die Zungen und Herzstücke der Weichen entgratet werden. Im Herbst 2016 sollen die sechs ausgefallenen Schienenauszüge auf der Enztalund Glemsbrücke erneuert werden. Die Erneuerung der restlichen acht Weichen ist für Herbst 2017 geplant. Die DB Netz AG bedankte sich im Nachgang schriftlich bei unserem Geschäftsführer Marcus Herwarth für die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit bei dieser Baumaßnahme. So konnte LEONHARD WEISS wieder einmal beweisen, dass man durch hervorragende Qualität und professionelle Projektabwicklung „Freude am Bauen“ erleben kann.